Andacht zu Jeremia 31,3,

Ich bezahle seit einigen Jahren ein Sky-Abo. Als Fußball Junkie hielt ich das für eine gute Idee. Alle Spiele meines Vereins (und auch alle anderen) live sehen zu können, ohne ins Stadion fahren zu müssen.

Und in der Tat, wenn ich meine Frau höflich bitte, dann darf ich zumindest die Schalke Spiele im Wohnzimmer ansehen. Inzwischen ist mir nämlich klar geworden, die beiden wichtigsten Sky-Kanäle sind nicht etwa Bundesliga und sonstiger Fußball, sondern Krimi und Romance.

Romance, das bedeutet Inga Lindström und Rosamunde Pilcher in einer 24 Std. Endlosschleife.

All diesen Filmen gemeinsam ist das gute Ende. Nach angemessenen Irrungen, Wirrungen und Missverständnissen finden sich die, die schon immer für einander bestimmt waren, und die Intriganten erhalten die verdiente Strafe, in der Regel Verachtung.

Einem solchen Drehbuch könnte auch der Vers für diese Andacht entnommen sein:

Ich habe euch schon immer geliebt, darum bin ich euch stets mit Güte begegnet.

Tatsächlich finden wir diesen Text bei Jeremia 31,3, und Jeremia ist von Romance weiter entfernt als meine Schalker von der Deutschen Meisterschaft.

Nicht nur, dass er seinen Mitmenschen eine Schreckensbotschaft nach der Anderen zu verkündigen hatte, wird auch noch seine eigene traurige Existenz zum Zeichen für die zukünftige Traurigkeit seines Volkes. Und dann kommt mitten in das sichere Gefühl, dass alles verloren ist, eine Liebeserklärung Gottes an sein Volk. Weil Gott seine Menschen liebt gibt es eine Zukunft.

Im aktuellen Zustand einer globalen Krise, verbunden mit diffusen oder konkreten Ängsten und begleitet von den individuellen Alltagssorgen,

da bin ich sicher, kennt jeder von uns Momente, in denen er meint, das Licht am Ende des Tunnels kann nur ein Zug sein, der mir auf meinem Gleis entgegen kommt.

Wenn uns solche Gefühle erreichen, in denen wir die Güte Gottes so gar nicht in unserem Leben wahrnehmen können, dann wünsche ich uns, dass wir uns an den ersten Teil unseres Verses richtig erinnern.

Da heißt es nämlich nicht, ich habe euch früher mal geliebt, sondern,

ich habe euch schon immer, also in der Vergangenheit, Gegenwart und in Zukunft geliebt.

Ich habe ein Gebet von der Communität Casteller Ring gefunden, das mir angemessen erscheint:

„Herr, bewahre uns vor dem naiven Glauben, es müsste in unserem Leben alles glatt gehen. Schenke uns die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge, Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, wodurch wir wachsen und reifen. Halte uns fest, wenn wir versucht sind, verbittert zu werden, Amen.“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen persönlich, und uns als Gemeinde, dass wir uns weder in diesen, noch in künftigen Zeiten in unserem Gottvertrauen erschüttern lassen, sondern ganz im Gegenteil, darin eines der Bänder sehen, die uns miteinander verbinden.

Stefan Rothenpieler

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