Andacht über Johannes 8,12

Andacht über Johannes 8,12

Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Dieser Bibelvers ist einer der zahlreichen „Ich bin“ -Sprüchen, die das Johannesevangelium von den anderen unterscheiden. Sie kennen sicher auch „Ich bin der Weinstock…“ oder „Ich bin der gute Hirte….“

Alle diese Sprüche zeichnet aus, dass sie auf Bilder zurückgreifen, die in der Antike sehr präsent waren. Hier ist es das Gegensatzpaar Licht- Finsternis.

In unserem Sprachgebrauch ist das Paar „ Licht- Dunkelheit“ präsenter. Im 21. Jahrhundert kennen wir alle die Dunkelheit, nachts, wenn die Sonne untergegangen ist, aber auch, wenn man die Vorhänge zugezogen hat.

Wir als moderne Menschen schalten dann einfach das Licht an. Wirklich dunkel ist es bei uns aber auch ohne Lampen nicht, so dass man beispielsweise, wenn man möchte, nur einen Bruchteil der Sterne sehen kann, die man zum Beispiel im Urlaub erleben kann, in Gegenden, in denen die Lichtverschmutzung nicht so stark ist.

Auch in der Dunkelheit kann man sich orientieren, das Auge gewöhnt sich daran und so ist es kein Problem, von A nach B zu kommen.

Echte Finsternis ist anders. Als Kind habe ich erlebt, dass abends um 22 Uhr die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet wurde und es dann auch in meinem Zimmer sehr dunkel war. Aber ich wollte dann ja nur noch schlafen und dazu brauchte ich das Licht nicht, ganz im Gegenteil, ich schlief so besonders tief.

Im letzten Frühling habe ich in einer Unterkunft in Frankreich die totale Finsternis ohne Straßenbeleuchtung erlebt, als ich nachts zur Toilette gehen musste. Ich tappte geradezu orientierungslos durch das Zimmer und war froh, die Tür zu finden. Ohne künstliches Licht wäre ich vermutlich nicht angekommen.

Solch eine Finsternis kann auch im übertragenen Sinne zu Problemen führen. Das Leben wird ja oft mit einem Weg verglichen, den man gehen muss. Solange es einem gut geht, ist der Weg kein Problem, es ist wie ein Spaziergang in der Sonne. Aber wir alle erleben Abschnitte, in denen die Sonne nicht scheint, es immer dunkler wird, im ungünstigsten Fall man in der Finsternis umhertappt. Hindernisse erkennt man zu spät, Unebenheiten bringen einen zum Straucheln Eine schwere Krankheit, Sorgen, jetzt Corona Selbst wenn man meint, sich auszukennen, alle Medikamente zur Verfügung hat, keine Geldsorgen hat, ist alles nicht mehr so einfach, man erkennt die drohende Gefahr, aber hat Angst, ihr nicht ausweichen zu können. Da sehnt man sich nach dem Allheilmittel, dem Licht, das wieder Orientierung schenkt.

Der Evangelist legt Jesus die Worte in den Mund, die uns hier weiterhelfen können.

Ich bin das Licht “, das heißt, es gibt eine Perspektive für euch. Wenn ihr euch an mir orientiert, findet ihr den Weg. Da geht jemand voran, so dass ihr gar nicht suchen müsst. Ihr erfahrt- auch im übertragenen Sinne- wo es lang geht.

Licht der Welt“ das bedeutet- es ist in großer Menge vorhanden, überall, für jedem verfügbar. Es ist so stark, dass es die Finsternis vertreibt, dass alles wieder deutlich erkennbar wird. Es ist nicht nur eine kleine Öllampe oder eine Kerze mit ihrem begrenzten Radius.

wer mir nachfolgt“ – wenn man sich umsieht, scheint das gar nicht so einfach zu sein.

Da hat man von Jesus erfahren, hat sich über ihn informiert, ist ihm vielleicht sogar schon einmal begegnet und möchte tatsächlich zu ihm gehören. Dann kommt der Alltag, man muss manchmal schnell entscheiden und dann hat man Jesus schnell aus dem Blick verloren. Die Worte, die Taten, sie sind nicht in seinem Sinne. Aber es gibt da Möglichkeiten. Da er das Licht ist, kann man ihn leicht wiederfinden, manchmal muss man auch nur warten, bis es ein wenig dunkler geworden ist und die Irrlichter schwächer geworden sind. So lässt sich erfahren, was es bedeutet, das „Licht des Lebens“ zu haben.

(Gunhild Marstatt-von Pein)

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